Düngekunst

Nichts scheint so geheimnisvoll zu sein, wie das richtige Düngen unserer Bäume. Wenn wir die Empfehlung und Zusammensetzung eines Düngers lesen, kommt es uns doch oftmals so vor, als müssten wir uns über die VHS oder in internen Lehrgängen bei den "Alchemisten" ausbilden lassen. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, die Aufgaben der Ingredienzien zu verstehen und sinnvoll einzusetzen. Diese scheinbar, gerade für uneingeweihte Verbraucher, nebulöse Informationen werden gerne von der Düngemittelindustrie in bekannter Art und Weise forciert.

Betrachten wir z.B. Geraniendünger, Azaleendünger, Hydrokulturdünger oder ein für andere blühende Pflanzen bestimmter Dünger. Es ähneln sich die Stickstoff- Phosphor- Kalium Angaben bis auf das berühmte i- Tüpfelchen. Also, alles nur Geschäft. Zumal für das gleiche Produkt, nur bedingt durch eine andere Etikettierung, sehr viel mehr €'s zu bezahlen sind.

 

Düngebestandteile

Kommen wir nun zum Wesentlichen. Ich möchte die beiden, im Bonsaigarten eingesetzten Düngerarten, kurz beschreiben. Zum einen kennen wir organische Dünger und zum zweiten benutzen wir häufig anorganische Düngemittel.

Beschäftigen wir uns einen kurzen Moment mit dem organischen Dünger.

Organische Dünger bestehen aus tierischen und pflanzlichen Grundsubstanzen. Der traditionelle japanische Dünger ist ein organischer Dünger. Er besteht hauptsächlich aus Rapsschrot, Knochen- u. Fischmehl. Weitere "Zutaten" von Düngekugel oder Düngepulverherstellern waren u.a. Kuh- und Hühnermist, Jauche usw. Dieser organische Dünger wirkt aber nur im Zusammenspiel mit dem in unserem Substrat befindlichen Mikroorganismen (Aufbereitung u. Zersetzung zu verwertbaren Stoffen). Dieser eben angesprochene Dünger wird wegen seiner Depotwirkung auch als Boden- und Langzeitdünger bezeichnet.

Als anorganische Dünger werden Mineraldünger bezeichnet. Dies sind diverse Gemenge, welche im Aggregatzustand in Form von Granulat, Pulver und Flüssigdünger angeboten werden. Mineraldünger enthalten unter anderem N- P- K, Ca- Mg- S und Fe. Die Gewinnung von anorganischen Düngemitteln erfolgt größtenteils in bergmännischer Vorgehensweise . Uns schon bekannte Mineraldünger sind Bittersalz, Kalistickstoff, Blaukorn usw. Vorsichtiges Düngen mit Mineraldünger ist oberstes Gebot für den Bonsaifreund.

Warum:

Größere Mengen mit Dünger versetztes Gießmedium, führt zu erhöhter Salzkonzentration im Bodenbereich unserer Schalen. Diese Nitrate entstehen bei der chemischen Aufbereitung des Mineraldüngers. Wenn nicht ausreichend mit neutralem Gießwasser nachgespült wird, ereilt unser Baum unweigerlich einen Schaden. Beginnend mit der Beschädigung an den feinen Wasser - u. Haarwurzeln kann der Baum sterben.

Selbstverständlich birgt der eben beschriebene Dünger für den Bonsaianer einen nicht zu verachtenden Vorteil. Wir können ganz gezielt in Menge und Einzelbestandteile des Düngers unseren Baum bei seiner täglichen Arbeit unterstützen. Durch den Gießvorgang kommt unmittelbar das gewünschte und beigegebene Düngemittel an die hungrigen Ausläufer des Bonsai. Er kann sofort Düngestoffe aufnehmen und muss nicht erst warten, bis die Mikroorganismen mit ihrer Arbeit beginnen.

Weiterhin schreiben "Gelehrte", dass unser Substrat vor dem Düngevorgang immer leicht gewässert sein solI. Ich denke wir sollten uns daran orientieren, denn ein Düngerschub in's Trockne ist für den Bonsai schwer zu verkraften (auch hier Wurzelschädigung ). Wir sollten in diesem sensiblen Bereich zwischen organischen und anorganischen Düngen eine persönliche und tragfähige, je nach Gesamteindruck des Baumes, Balance entwickeln.

 

Unserer Natur zuliebe

Da wir unsere Bäume hauptsächlich in Schalen beheimaten, fehlt der in der freien Natur vorkommende Verrottungsprozess völlig. Über einen recht komplizierten Mechanismus versorgen sich die Bäume mit Nährstoffen, die aus Blättern, Gräsern, Totholz und anderen organische Stoffen entnommen und durch Mikroorganismen in Nährmittel umgewandelt werden. D.h. die Natur sorgt für sich selbst. Da aber von uns aus dieser Kreisprozess unterbrochen wird, wg. Schalen, müssen Nahrungsbestandteile zugeführt werden. Wenn dieses von unserer Seite unterbleibt, wird die Pflanze über kurz oder lang Mangelerscheinungen aufweisen und über einen längeren Zeitrahmen eingehen.

Richtiges Düngen ist eine schier unlösbare Aufgabe. Genau kann uns keiner sagen, welche Düngezusammensetzung am optimalsten ist. Das Düngen ist nämlich abhängig von:

  • Baum und Pflanzenart
  • Größe und Alter
  • Jahreszeit
  • Standort
  • geographische Lage
  • anhaltende Wetterlage

 

Bestandteile des Düngers

  • N - Stickstoff
  • P - Phosphor
  • K - Kalium
  • Mg- Magnesium
  • Ca - Calcium
  • S - Schwefel
  • Fe - Eisen
  • Spurennährstoffe wie: Bor, Kupfer, Mangan, Molybdän und Zink.

Selbstverständlich braucht der Baum, der in einem optimalen Substrat lebt, auch Sauerstoff. Gerade für die Wurzelbildung ist es von Bedeutung, dass das Substrat gut durchlüftet wird. Die Urbestandteile eines mineralischen Düngers sind N- P- K Die angegebenen Zahlenwerte geben den prozentualen Anteil der Stoffe wieder.

Zum Beispiel:

N (7%)   P (4%)   K (6%)  =   7    4    6

Diesen eben beschriebenen Dünger bezeichnen wir als Volldünger. Hier nun die Entschlüsselung der Aufgaben und Wirkungsweisen der folgenden Düngerbestandteile:

P - es beeinflusst den Stoffwechsel des Baumes und ist weiterhin für die Blüten und Fruchtbildung verantwortlich.

K - zeichnet für das allgemeine Wohlbefinden der Pflanze, reguliert den Wasserhaushalt und erhöht die Widerstandsfähigkeit. z.B. Krankheiten, Ungeziefer, Frost und Trockenheit.

Mg -ein mehr an Magnesium benötigen alle Koniferen im Verhältnis zu anderen Pflanzen. Mg ist bei Koniferen über die Photosynthese für die Grünfärbung zuständig.

S - Bildung von Kohlehydrate, Vitamine, Geschmacksstoffe.

Fazit:

Unsere Bonsai-Bäume benötigen aus der Philosophie heraus ein geringeres Wachstum. Also düngen wir mit einem Volldünger. Aber wenn möglich mit weniger Stickstoffanteil. Nach meinem Wissensstand eignet sich der in Handel übliche Kakteendünger vorzüglich. N - P - K  =  3 - 6 - 8 in %

Entdeckung:

Hydrokulturdünger: N - P - K = 4 - 5 - 6    500ml = 2,49 € als Restposten !!!!  Ein klasse Sommerdünger.

Um aber das Wachstum eines Baumes zu beschleunigen setzen wir mitunter Boncoco plus oder minus ein. Mit den Parametern von 15 - 5 - 15 (PLUS), ist er der wahre Sechszylinder unter den Düngern.

Eine weitere Kategorie in unserem Thema, sind Dünger die nur ganz bestimmte Nährstoffe enthalten.

Thomaskali ist ausschließlich ein P - K Träger. Einzusetzen ist dieser N- freie Dünger im frühen Herbst und als Anschubdünger im zeitigen Frühjahr. Die Erläuterung wie folgt :

Unsere Bäume benötigen im Herbst kein Längenwachstum mehr. Sie kommen zur Ruhe. Wir erinnern uns:

  • P = beeinflusst den Stoffwechsel - Herbst u. Winterzeit kommt
  • K = erhöht die Widerstandsfähigkeit

Thomaskali besteht aus:

  • P - 8 %
  • K - 15 %
  • Kalk - 26 %
  • Fe - 1,5%

Bekannt unter Bonsai- Brüdern ist auch das Bittersalz. Dieser spezielle Dünger ist ein ausgemachter Koniferenfreund, welche einen erhöhten Mg.-bedarf haben.

Das Kapitel Langzeitdünger ist für uns nicht inhaltswert. Da die meisten Bonsaianer keine Bonsaigarten zu versorgen haben, (Ausnahme Matthias II) sollten wir jeden Tag den veränderten Anforderungen unseres Hobbys mit Muße und Gelassenheit nachgehen. Denn ganz nebenbei wollen wir uns entspannen und in der erforderlichen Ruhe unsere Bäume erleben!

 

Blattdüngung

Sinnvoll ist dies bei Pflanzen oder Bäumen die schlecht ausgebildet sind. Kümmerlicher und mangelhafter Blatt,- bzw. Nadelwuchs veranlassen uns dem entgegen zu wirken. Benötigt wird ein N - P - K Dünger, der wenn möglich, mit kalkarmen Wasser im Verhältnis 1:4 bis 1:10 verdünnt wird. Wegen der besseren Verteilung der zu vernebelnden Flüssigkeit, versetzt man mit einem Spritzer "Spüli" oder flüssiger Schmierseife die Mixtur. Nach dem Sonnenuntergang wird nun der Flüssigdünger auf die Blattunterseite in der angemessenen Menge gesprüht. Da die Unterseite der Blatter die überwiegende Anzahl der Blattspalte aufweist, ist dies die bevorzugte Sprühfläche um den Dünger aufzunehmen.

Intermezzo

Bekannt ist wohl jedem Bonsaibruder der Blattdünger GK 3 - 6 - 5, bedeutet nichts anderes, dass dies ein Volldünger ist. Der aufmerksame Leser wird jetzt feststellen "Das ist doch so etwas Ähnliches wie der Kakteendünger." Richtig erkannt. Im Handel kosten 100ml   8.- €. Natürlich wird auch hier der Basisdünger verdünnt, aber Kakteendünger ist bedeutend preiswerter.

Düngen nach Jahreszeit

Eine weitere Möglichkeit die Herbstfärbung der Blätter und die Winterhärte des Baumes zu fördern, ist die Beigabe von Kali-Magnesium. Beginnen sollten wir damit ab etwa September bis Oktober in Form von angemessenen Düngebeigaben.

Gedüngt wird nur während der Vegetationsperiode. Im Freilandwinterquartier wächst der Baum nicht. Falls es doch zu Wurzelzuwachs kommt, ernährt der Baum sich von den verbleibenden Restdüngestoffe im Substrat. Ab 5 Grad C erfolgt kaum noch eine Nährstoffmobilisierung. Im Frühherbst, September / Oktober, sollte das Düngen nach und nach eingestellt werden. Die Lichtverhältnisse, Sonnenscheindauer und Temperaturen ändern sich. Die Wurzeln speichern Nährstoffe für das kommende Jahr. Der Baum und die ihn umgebende Natur findet seine bzw. ihre Ruhe. Nach der Winterzeit, im zeitigen Frühjahr, ist Thomaskalk als Anschubdünger für Blatt,- und Blütenpflanzen zu empfehlen.

Zur Erinnerung

Stickstoff ist ausschließlich für das Längenwachstum der Pflanze verantwortlich. Im Frühjahr verlangt der Baum nach Phosphor und Kali. Blatter, Blütenknospen und Wurzeln möchten nach der langen Winterruhe "essen". Der Baum hat einen sehr großen Appetit.

Zum Ende nun in eigener Sache ein paar Bemerkungen zu diesem Papier. Für mich ist dieser kleine Aufsatz ein Schritt in die hoffentlich richtige Richtung. Natürlich sind eine große Anzahl der gesammelten und zusammengeschriebenen Informationen aus Büchern und dem Internet. Ich erhebe keinen Anspruch auf die Ausschließlichkeit meiner Zeilen.

Was ich mir wünsche

Gute Gespräche im Club und vielleicht die eine oder andere Diskussion in den Wintermonaten betreffend dieser Zeilen. Mit Sicherheit gibt es noch Ergänzungen oder Kritik zum Thema Düngen.

Wir alle essen gerne. Ob es ein gutes Frühstück ist oder ein wohlschmeckendes Abendessen. Gemüse, Fleisch, Fisch, Salat, Brot oder Brötchen - wichtig ist für uns Menschen eine ausgewogene Kost. Selbstverständlich benötigen wir auch Flüssigkeiten, in welcher Zusammensetzung auch immer. So sollten wir auch unsere kleinen Freunde sehen und versuchen sie immer satt zu bekommen.

 

Im August 2013          Ulrich Ziegler